Kindliche Sprach- und Sprechentwicklung

"Ehe man gelernt hatte, ihn hervorzulocken, schien sein Dasein nur durch ein Wunder erklärlich. Einmal entzündet, pflanzt er sich mit unglaublicher Leichtigkeit fort."

 

Wilhelm von Humboldt

 

 

Irgendwann zwischen 2 und 4 Jahren wird für Kinder die Sprache zum wichtigsten Werkzeug, denn mit Worten halten sie den Kontakt zur Welt und zeigen uns viel von ihrer ganz speziellen Art zu denken. Mia soll den Reißverschluss ihrer Jacke zumachen, will aber gerade nicht. "Gestern hast Du das doch auch schon geschafft", sagt ihre Mutter. "Da hab ich mir auch ganz viel Mühe gegeben. Heute hab ich keine Mühe mehr", ist Mias Antwort.


Was für ein toller Fortschritt: Mia hat nicht einfach gejammert, wie früher oft, wenn sie etwas nicht wollte. Sie hat eine Begründung für ihr Verhalten abgegeben, die sogar passend ist - mit eigenen Worten!

"Hat gar nicht weh getut" oder "Ich bin ganz schnell gelauft" - bei solchen Äußerungen horchen Eltern auf. Dabei zeigen diese Wortschöpfungen nur, dass ein Kind aktiv seine Ausdrucksmöglichkeiten entfaltet. Mit dem, was es schon kann und weiß, versucht es, sich uns mitzuteilen.


Bis zu einem recht sicheren Umgang mit der Sprache dauert es meist bis zum fünften oder sechsten Geburtstag und länger, da sich alle Kinder in ihrem eigenen Tempo und auch je nach persönlichem Interesse entwickeln.

 

Dreijährige lieben den Umgang mit Worten.

Man sollte sie daher nicht bremsen, indem man ihre Aussprache, Grammatik und Wortwahl ständig verbessert. Eine wirksame und unschädliche Möglichkeit ist das sog. "corrective feedback", bei dem man das fehlerhaft Gesprochene des Kindes aufgreift und in eine passende Antwort/Aussage einbettet. Somit wird das Kind verbessert ohne es zu bemerken, da das Gehirn automatisch die letzte, korrekte Version abspeichert.

 

Andere Auffälligkeiten lassen bei Eltern die Alarmglocken klingeln:
Das Kind spricht mit fehlerhaften Lauten (Buchstaben), es verhaspelt sich häufig, lispelt oder stottert sogar: Was ist normal, was verschwindet von selbst, was muss man ernst nehmen und vielleicht behandeln lassen?

 

Bei Dreijährigen sind die Gedanken oft noch schneller als die Worte kommen wollen. Es werden ganze Silben verschluckt, Buchstaben und Wörter geraten durcheinander. Das sind die Stolpersteine auf dem Weg zum richtigen Sprechen. Bis zum vierten Geburtstag festigt sich die Sprechfertigkeit häufig schon sehr.


Viele Kinder lispeln: Beim S, Sch , Z oder ch sieht man die Zunge zwischen den Zähnen und die Eltern fragen sich, ob sich das wohl wieder gibt. Oft verschwindet das Lispeln von selbst, häufig jedoch bleibt es bestehen, auch noch weit über den vierten Geburtstag hinaus. Dann benötigt das Kind evtl. eine logopädische Behandlung seiner Artikulationsschwäche.


Bei allen Sprachauffälligkeiten sollte immer zunächst geprüft werden, ob das Kind richtig hört.

 

Informationen zum Weiterlesen : www.dbl-ev.de

Thema: Allgemeine kindliche Entwicklung, Sprachentwicklung